Eine andere Form des Lernens
Ich schreibe ein paar Beobachtungen und Gedanken nieder, die eigentlich nichts mit dem Inhalt von Budo zu tun haben, sondern mit dem Aspekt des Lernens. 1. Lernen als Bedingung und Folge des Könnens Ich habe in Jodo und Aikido zwei völlig verschiedene Formen des Lernens erfahren, und beide eher ungewöhnlich für die westliche Kultur. Gelehrt wird nicht durch das Vermitteln abstrakter Regeln. Das Beherrschen einer Technik folgt nicht ihrem Verstehen, sondern umgekehrt. Gerade in Shinto Muso Ryo werden bis ins kleinste Detail festgelegte, stark formalisierte und eigentlich unrealistische Bewegungsabläufe wiederholt und perfektioniert. Der Lernvorgang besteht dabei aus einem Hintereinander von vielen Stufen, von denen der Schüler immer eine hinreichend gut abgeschlossen haben muss, bevor er die nächste beginnen kann. Zunächst wirkt es wie ein stumpfsinniges Auswendiglernen, aber gerade im Nachvollziehen dieser Bewegungen und im Erleben ihrer zunehmenden Vervollkommung entwickelt sich ein Begreifen und Aneignen des Erstrebten. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist hier extrem wichtig und nicht so austauschbar wie in anderen Wissensfeldern. Der Lehrer begibt sich zum Lehren auf die Ebene des Schülers …